Unwohlsein mein Lehrer?

Neumond – ein fixes Date mit mir. Ich möchte mir selbst zuhören und mich für den neuen Mondmonat neu ausrichten. Ja, so ist die Intention und ich bemerke, wie viele kleine Stimmen in mir flüstern: „Beantworte noch die Mail!“, „Kümmere dich um den Newsletter!“, „Du musst was produzieren und nicht rumsitzen!“, „Was hast du denn davon?“ Da ich täglich „rumsitze“, bin ich erstaunt über diese Stimmen. Ich sitze täglich morgens und abends und da gibt es keinen Kampf (mehr). Vielmehr Erleichterung, Loslassen und Ankommen. So sinne ich nach, was an meinem „Neumond-Date“ anders ist: Fällt es mir schwerer, weil die Abstände zwischen Neu- und Vollmond größer sind, als beim täglichen Meditieren? Das kann es doch nicht sein, oder? Und so spüre ich weiter… ich fühle das Unwohlsein, die Unruhe, den Drang etwas anderes tun zu müssen, den inneren Druck. Ich nehme das Unwohlsein wahr und drücke der Situation nicht mehr meinen Willen (schreiben, Intention erarbeiten,…) auf. Und so erahne ich meine Erwartungen an mich selbst. Spüre ich die vielen unterschiedlichen Felder, die meine Aufmerksamkeit brauchen. Es steigen Einsichten auf, wie „ich mache mein Neumondritual zu einem To-Do“ – „ich erwarte mir Großes, weil es mir schon so oft einen Stupser in die richtige Richtung gegeben hat.“ Ich bemerke auch, dass ich zwischen Wichtig und Unwichtig, Produzieren und sinnlosem „Sein“,… unterscheide. Mit diesen kleinen Einsichten bin ich plötzlich mittendrin. Mit diesen kleinen Einsichten bin ich plötzlich bei mir. Ich folge dem Unwohlsein. gehe ihm nach und es führt mich zu mir. Es führt mich zu dem, wo ich wirklich hinschauen soll. Was ist, wenn NICHT diese säuselnden Stimmen, meine inneren Lehrer sind? „Mach es dir fein!“ „Schau gut auf dich!“ „Was bringt dir das?“ „Bist du dir sicher?“ Was ist, wenn das Unwohlsein mein innerer Lehrer ist? Was ist, wenn das Unwohlsein mir genau zeigt, wo es lang geht? Was ist, wenn meine innere Stimme gar nicht so leise ist, sondern sich knallhart in meinem Unwohlsein ausdrückt? Was ist, wenn ich nur dem Unwohlsein folgen muss und es mich ins Wohlsein führt? In mir (und vielleicht auch in dir) gibt es die Tendenz unangenehme Gefühle und Situationen abzulehnen und oft auch vor ihnen davon zu laufen. Aus diesem Grund fällt es oft schwer sich hinzusetzen und sich selbst zu begegnen. Es gibt da eine subtile und oftmals auf offensichtliche Angst, dass etwas passiert, wenn ich mich einfach hinsetze und all dem in mir begegne. Ja, anfangs ist da Unruhe, vielleicht auch Spannung, Druck. Ja, da sind schwierige Gefühle. Ja, da sind viele störende Gedanken. Aber könnte es nicht sein, dass genau dieses Unwohlsein ins Wohlsein führt? Könnte es nicht sein, dass dieses Unwohlsein mir die Medizin reicht? Könnte es nicht sein, dass das Unwohlsein genau das lehrt, was ich in diesem Moment brauche? Könnte es sein, dass dies meine innere Stimme ist? Wie sehr sehnen wir uns nach einer inneren Stimme, die jederzeit zu uns spricht. Doch kenne ich sie überhaupt? Bin ich bereit sie zu hören? Sie spricht zu mir, wenn ich mich verloren und müde fühle. Sie spricht zu mir, wenn ich mich nicht in mir zu Hause fühle. Sie spricht zu mir, wenn ich inneren Frieden bei einer Arbeit oder beim gemeinsamen Abendessen erfahre. Diese Stimme spricht jederzeit mit mir – in jedem Moment – sie zeigt sich im Unwohlsein und innerem Frieden. Wenn ich bereit bin, dieser „Stimme“ zu lauschen – dann weiß ich was zu tun ist. Stell dir vor, dein Kind verletzt sich am Knie. Was braucht der oder die Kleine am meisten? Da sein – mit liebvollem Blick auf den Schmerz schauen. Beim liebevollen Betrachten der Kniewunde und einfachem Halten des Beines weißt du plötzlich was zu tun ist. Wenn mein Sohn hingegen Husten hat, nehme ich meist nicht offen wahr und höre gut hin – sondern mich ergreift eine leichte Aufregung und tausend Gedanken und hilfreiche Rezepte schwirren mir durch den Kopf. Hustensaft, Hustentee und Globuli werden sofort aus unserer Hausapotheke geholt um schnell „Abhilfe“ zu schaffen. Meine innere Stimme ist kaum hörbar. Vielleicht ergeht es dir auch so mit dem Unwohlsein. Leichte Aufregung kommt auf und der hilfesuchende Blick streift dein Telefon, sucht Mails, besucht Facebook, Zeitschriften,… da es hier scheinbar die Antworten gibt oder damit das Unwohlsein mit einem Pflaster überklebt werden kann.   Erkenne die säuselnden Stimmen: „Check mal kurz die Mail!“ „Mach’s dir kurz fein auf Facebook!“ und unterscheide sie von deiner wirklichen inneren Stimme, die anfangs vielleicht etwas ungemütlicher scheint, dich langfristig jedoch genau das Leben führen lässt, das du leben möchtest. Diese Stimme zeigt sich in deinem Unwohlsein: „Ich fühle mich gerade nicht wohl!“ „Ich fühle mich traurig, fremd, allein, müde,…!“ Diese Stimme zeigt sich in deinem inneren Frieden: „Ja, das entspricht meiner Natur!“ Diese Stimme führt dich nicht nach Außen, sondern sie führt dich nach Innen. Dort kannst du dich liebevoll um dich kümmern und bekommst klare Anweisungen, was zu tun oder nicht zu tun ist. Lausche dieser Stimme – auch wenn sie unangenehm scheint. Sie führt dich durch das Unwohlsein in dein Wohlsein. Und so zeigte sich völlig unerwartet die „Neumondbotschaft“ genau in meinem Unwohlsein: „Ich möchte in diesem Monat nicht Großes erwarten, sondern im Einfachen das Große sehen. Ich möchte in diesem Monat nicht zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden, sondern erkennen, dass die „winzigste“ Handlung auf alles in meinem Leben wirkt.“ Wie weise und wohltuend meine innere Stimme – verkleidet im Unwohlsein – ist. Magst du nächsten Sonntag mit uns üben? Oft ist es in gemeinsamer Achtsamkeitspraxis einfacher still zu werden und sich selbst zu hören: „still sein – mich hören“ sunday morning practice 27.05.2018 – 08.00 – 12.00 Uhr Weitere Infos findest du hier. Wie geht’s dir mit deiner inneren Stimme? Hörst du sie? Kannst du sie von der säuselnden Stimme unterscheiden? Ich wünsche dir viel, viel Freude beim Üben und bis bald! Alles Liebe!