Was brauchst du?

Kennst du das leicht vibrierende Gefühl in dir, wenn du genau weißt: „Ja, genau das steht jetzt an – das packe ich jetzt an!“ Irgendetwas in dir weiß, was der nächste Schritt ist, dass das jetzt zu tun ist. Diese Momente sind wunderschön, denn wir sind mit uns verbunden und wissen, was wir und der Moment gerade von uns brauchen.
Oft ist es jedoch so, dass wir lange abwägen, nach der besten Strategie suchen und uns zwischen vielen Möglichkeiten nur schwer entscheiden können. Die Entscheidungsfindung fühlt sich lähmend an und das „Tun“ genau so schleppend und anstrengend. Im Hinterkopf ist immer der Gedanke: „Die andere Lösung wäre vielleicht besser gewesen!“ Doch genau das lehrt mich meine Meditations- und Achtsamkeitspraxis immer mehr, es geht im Leben nicht darum, sich geschickte Strategien zurechtzulegen, sondern zu spüren… was braucht der Moment? Was brauche ich in diesem Moment? Lehn‘ dich kurz zurück und sink mit mir in die spannende Frage „Was brauche ich?“ – am Ende des Textes findest du eine Kurzmeditation zum Thema.
Ich wähle nun bewusst „kleine“ Beispiele, denen wir im Alltag öfters begegnen, denn hier wird der Unterschied zwischen bewusstem Wählen und gewohnheitsmäßigem Reagieren offensichtlicher. Natürlich kannst du die hier beschriebene Vorgehensweise auch auf die großen Fragen des Lebens übertragen.
Nun schauen wir uns das ganz praktisch an – stehst du auch manchmal vor so schwierigen Fragen ☺, wie:
  • Trinke ich jetzt Kaffee oder lieber Tee?
  • Tut mir gerade Nähe zum Partner gut oder brauche ich heute Distanz?
  • Brauche ich eher einen Sonntag mit Bewegung oder besuche ich die Sunday Practice?

Diese Art von Fragen begegnen uns sehr häufig am Tag… meistens antworten wir mit Strategien, die unser Kopf schmiedet oder aus Gewohnheit darauf. Wir trinken Kaffee, obwohl der Körper eigentlich Flüssigkeitszufuhr und nicht Flüssigkeitsentzug braucht. Wir bemerken erst beim Streit mit dem Partner, dass uns eigentlich mal ein Abend für uns selbst gut getan hätte und bei der Sunday Practice erschwert der Gedanke an Bewegung, dass wir wirklich ankommen und uns einlassen können.
Aber du fragst dich bestimmt, wie kann Meditation bei solchen Fragen helfen? Vielleicht denkst du, du musst dich bei all diesen Fragen auf dein Kissen setzen, sanft atmen und dann kommt die richtige Antwort. Ja, innehalten ist natürlich immer ratsam – aber es ist nicht notwendig, dass du bei jeder Alltagsentscheidung in tiefe Meditation gehst.

Meditieren – ein Orakel?

Nein, ich missbrauche die Meditation nicht als Orakel… im Sinne… ich setze mich hin und die Antwort wird mir gegeben (was schon oft passiert… aber ich mache es (meistens 😉 nicht deshalb)… sondern sie hilft mir, mir nahe zu sein und mich und mein Leben kennen zu lernen. Sie hilft mir durch die Erfahrungen, die ich auf meinem Sitzkissen mache.
Ich bemerke durch Meditation, was in mir vor geht (auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene) und was ich brauche.

Die Antworten findest du in Körper – Gefühlen – Geist

Was hat nun die Frage Tee oder Kaffee mit Meditation zu tun? Ich komme in Meditation in meinem Körper an… dabei bemerke ich anfangs oft, wie meine Energie hauptsächlich im Kopf hängt und ich den restlichen Körper kaum spüre. Und dabei wird mir bewusst, dass ich mit Gedanken Antworten finden möchte, die meinen Körper betreffen. Wie widersinnig: die Bedürfnisse des Körpers können wir nur durch Spüren des Körpers erkennen und nicht durch gute Gedanken befriedigen, die wir im letzten Apothekerheft gelesen haben. Schon nach ein paar bewussten Atemzügen spüre ich die Wohltat, wenn alle Gedanken absinken und ich wieder in meinem Körper zu Hause bin und ihm und seinen Signalen zuhören kann. In der Meditation lerne ich auf ihn zu hören und das erleichtert mir dann die Entscheidung, ob ich Tee oder Kaffee trinke. Ich nehme in einer solchen Situation Kontakt mit ihm auf und spüre, was er in diesem Moment braucht und höre dabei weniger auf meinen Verstand, der mir erzählt: ein Kaffee wäre jetzt viel gemütlicher oder ein Tee um so viel gesünder.
Auf Gefühlsebene ist es häufig noch schwieriger zu erkennen, was ich im Moment brauche. Wenn ich nicht in mir zu Hause bin, kann ich häufig nicht unterscheiden, ist da nun Traurigkeit (Gefühl) oder Müdigkeit (betrifft den Körper)? Bin ich enttäuscht oder wütend? Doch wenn ich mich hinsetze, am Anfang meinen Körper spüre, dann kann ich schon nach ein paar Minuten meine Gefühle wahrnehmen und erkenne, welche in mir sind und was sie von mir brauchen. So lerne ich mit der Zeit, wie sich Traurigkeit, Angst und Wut in meinem Körper anfühlen, wie sie entstehen und wie sie auch wieder vergehen. Durch dieses direkte Fühlen in der Meditation erkenne ich sie auch in Alltagssituationen leichter und weiß was ich brauche. Dies hilft ganz praktisch in der Entscheidung kuscheln oder doch lieber streiten 😉
Und der Geist ist besonders interessant… bei jeder Meditation lerne ich mehr, wie er funktioniert: Er benimmt sich oft wie ein kleines Kind, das immer etwas anderes haben möchte, als jetzt gerade da ist oder ich bemerke, dass mein Verstand immer nach geschickten Strategien sucht, um Unangenehmes zu vermeiden und Angenehmes in mein Leben zu holen. Mir wird bewusst, wie schwer es ihm fällt einfach nur da zu sein. Und so erkenne ich auch im Alltag, wie er perfekte Situationen durch bissige Kommentare zerstört oder wunderschöne Gelegenheiten nicht erkennt, weil er mit Zukunft oder Vergangenheit beschäftigt ist. Dieses erste Erkennen, was da passiert ist der wichtigste Schritt und dann kannst du ihn, wie in der Meditation wieder sanft zu dir zurückholen.
Meditation ist so hilfreich für den Alltag – für dein persönliches Leben und ich könnte dir von so vielen Lebensbereichen erzählen, wo sie mein praktisches Leben verändert hat (Veränderung nicht auf die Schnelle – dafür aber tiefgehend und ohne Anstrengung). Meine Erzählungen (die bestimmt noch folgen ☺) bringen dir jedoch nicht viel … denn Meditation wirkt nur in dein Leben hinein, wenn du dich selbst hinsetzt und sie erfährst. (Das Wissen um ihre Wirkung alleine genügt leider nicht, auch wenn du genau verstanden hast, was ich mit meinen Ausführungen meine ;-)).

Ins Tun bzw. Nicht-Tun kommen ☺

Setz dich für ein paar Minuterl auf den Boden oder auch auf die Couch. Vielleicht nimmst du dir vor, dass du 5 Minuten sitzen und dein Ein- und dein Ausatmen spüren möchtest – sonst nichts… mach kein riesiges Theater draus, nach dem Motto „ich meditiere jetzt“ – sondern setz dich einfach hin und tu nichts außer deinen Atem zu spüren. Ich garantiere dir schon in diesen 5 Minuten wirst du dich (deinen Körper, deine Gefühle und deinen Geist) besser kennen lernen. Vielleicht spürst du Anspannung in deinem Körper oder Druck auf den Magen, was du vorher nicht wahrgenommen hast, vielleicht bemerkst du, dass Unruhe, Leere oder Traurigkeit in dir sind. Wahrscheinlich wird dir auffallen, welchen Lärm deine Gedanken machen und was sie dir alles in diesen paar Minuten erzählen möchten. Und dass dein Verstand gar nicht am „langweiligen“ Atem interessiert ist, sondern sich lieber an etwas Furchtbares oder Schönes erinnert oder von der Zukunft träumt oder vor ihr zittert. In diesen 5 Minuten lernst du mehr über dich selbst, als dir ein 238seitiges Selbsthilfebuch vermitteln könnte.
Auch wenn diese 5 Minuten nicht nur (oder gar nicht) angenehm sind, bist du dir selbst näher und weißt, wie es deinem Körper, deinen Gefühlen und deinem Geist im Moment geht und du findest durch dieses „einfach“ 😉 „Da-sein“… die Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen in deinem Leben:
  • Braucht mein Körper Schlaf oder Bewegung?
  • Brauche ich Rückzug oder rein ins Getümmel?
  • Bin ich traurig oder hungrig?
  • Braucht mein Geist Fokus oder Ausdruck in Kreativität? oder
  • Will ich keinen Newsletter schreiben oder habe ich nur Angst davor? ;-))

Du lernst nicht mehr nur aus Gewohnheit zu reagieren oder hochkomplexe Strategien zu schmieden, sondern ganz einfach und direkt auf den Moment zu antworten.

Fragen an unsere Meditationsprofis

Ich hab ja ein paar „Meditationsprofis“ in der Runde (was mich sehr, sehr glücklich macht…), die die 5 Minuten 😉 und die Anfangshindernisse schon längst überschritten haben… wie geht es dir in deiner Meditation?… Bringt dich die Meditation in Verbindung mit dem Leben oder ist es eher eine kurze Pause vor dem Leben? Bitte lass diese Frage auf dich wirken und sei ganz ehrlich zu dir… schau hin, ob sich da vielleicht auch etwas Routine, Gewohnheit oder eine bequeme Strategie eingeschlichen hat. Bist du wirklich bereit zu spüren, was los ist, genau in diesem Moment? Bist du wirklich bereit, diesem Moment zu antworten und nicht dein Meditationsprogramm abzuspulen. Spürst du den Atem wirklich oder lullst du dich ein? Wie geht’s dir und welchen „Tipp“ hast du für uns?

Lasst uns alle wissen, was wir brauchen…

… und lasst uns alle heute für 5 Minuten uns selbst und unser Leben spüren… ganz egal wie es sich uns zeigt… ruhig, unruhig, freudvoll, traurig, wütend oder friedlich… lasst es uns spüren und uns für alles da sein, was gerade da ist! Das ist für mich leben und das Leben spüren… wie ist es für dich?
Kurzmeditation:

Damit es nicht zu schwer fällt, begleite ich dich mit meiner Kurzmeditation, setz dich einfach hin und lausche meiner Stimme… gemeinsam geht es leichter… du findest sie hier![/eosb_column_text][vc_empty_space]

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Ich wünsche dir so viel Freude beim Entdecken, was du wirklich brauchst und freu‘ mich über ein paar Zeilen von dir, die mir von deinen Erfahrungen erzählen…
Sonnige Grüße