noch ist nicht Weihnachten

Ich bin heute morgen noch sehr berührt von unserer gestrigen Teezeremonie in der Meditationsrunde. So viel Verbundenheit, Vertrauen und Dankbarkeit für unseren gemeinsamen Weg war spürbar. Wir sind gemeinsam in unser Inneres getaucht – haben wie die Bäume, alle Säfte nach Innen gezogen und haben von da aus, unsere Freude miteinander geteilt. … genau so zeigt sich mir die Qualität von Advent und Weihnachten seit ein paar Wochen… Hast du auch das Bedürfnis den Advent und die Weihnachtszeit wirklich zu erleben? Gibt es in dir auch eine Vorstellung von dieser Zeit im Jahr, die niemals in Erfüllung geht? Denkst du, es müsste nur weniger los sein, dann würde sich das viel besungene Gefühl einstellen?  

unbefriedigender Advent und Weihnachten

Seit zwei/drei Jahren „erforsche“ ich diese besondere Zeit im Jahr und jedes Jahr wurde ich enttäuscht. Egal was ich machte, niemals stellte sich in mir das gewünschte Gefühl ein… Ich erwartete: mehr Ruhe, mehr Glücksgefühl, mehr Seeligkeit und versprach es mir durch weniger Termine aber mehr Kekse backen, weniger To Do’s dafür mehr Kirchenbesuche,… Jedoch keine dieser Interventionen brachten die gewünschten Gefühle und der Advent zeigte sich mir jedes Mal völlig anders: herausfordende Situationen, Zweifel, Konfrontation mit meinen Schattenseiten, und oft auch mit gesundheitlichen Problemen. Auf jeden Fall nicht harmonisch und im Einklang mit mir und der Welt. In jedem Jahr hatte ich das Gefühl, irgendetwas falsch gemacht zu haben, da statt Ruhe und Seeligkeit – Zweifel, Stress und meine ungeliebten Seiten meine Gäste waren. Doch in diesem Jahr streifte mich eine winzig wirkende Erkenntnis und berührte mein Herz: Ich bemerkte meine (unbewusste) Vorstellung, dass das Weihnachtsgefühl mit dem 1. Adventsonntag beginnt und dann bis zu den 3 heiligen Könige anhält. Keinen Augenblick zweifelte ich daran, dass meine Vorstellung nicht der Wirklichkeit entspricht – ich war fest überzeugt, zu wissen, wie sich Advent und Weihnachten anfühlen sollen. Doch vor ein paar Wochen fielen mir ein paar Schuppen von den Augen bzw. endlich konnte ich meine Vorstellung in Frage stellen und sie etwas beiseite schieben, sodass die Frage Platz hatte: Was ist, wenn der Advent andere Aufgaben hat, als Weihnachten? Was ist, wenn sich der Advent anders anfühlen soll, wie Weihnachten? Was ist, wenn der Advent sich anders anfühlen soll, als uns in Filmen, Büchern,… gezeigt wird? Und dieses sanfte in Frage stellen meiner Vorstellung führte mich zu liebevollen – so hilfreichen Erkenntnissen: Advent ist noch nicht Weihnachten. Advent ist eine Zeit, in der ich bewusst ins Dunkle gehen (kann) – im Innen und Außen. Advent ist in meinem Leben eine Phase in der sich mir mein Dunkles zeigt. Im Advent kann ich liebevoll mit diesem Dunklen sein und diese Anteile integrieren. Advent gibt mir die Möglichkeit gezielt Licht (Bewusstheit) in mein Dunkel zu bringen – nicht um es weg haben zu wollen, sondern um es kennen zu lernen. Advent ist eine Phase der Läuterung. Wenn ich die Aufgaben des Advents wahrnehme, werde ich mit jedem Tag leerer und das Licht (die Liebe, Freude,…) von Weihnachten kann in mich einströmen. Aber im Außen wird uns etwas völlig anderes gezeigt: Wir sollen: freudig am Christkindlmarkt Glühwein trinken, berauschende Firmenweihnachtsfeiern feiern, glücklich Weihnachtslieder trällern. Was ist wenn der Advent gar nicht dafür da ist… wenn der Advent durch die Begegnung mit dem Dunklen die Vorbereitung auf Weihnachten – das Licht ist? Advent ist Advent. Weihnachten ist Weihnachten. Mir wird ganz warm um’s Herz, wenn ich mir diese Gedanken und dieses Erleben erlaube. Ich kann damit in die Geborgenheit dieser Dunkelheit sinken und mache mir nicht den Druck … vom 1. Advent an, Weihnachten zu feiern. Wir geht’s dir, mit diesen Erfahrungen und Gedanken? Stellen sich deine Nackenhaare auf, beim Gedanken, alte Bilder von Advent und Weihnachten nur in Frage zu stellen? Oder vielleicht gibt es auch in dir fest verankerte Vorstellungen, die so wirklich wirken, dass du niemals auf die Idee kommen würdest, dass es sich nur um Vorstellungen handelt. Ja, bemerke diese Vorstellungen und schiebe sie für einen kurzen Moment zur Seite – mach Raum für die Wirklichkeit. Vielleicht spürst du aber auch beim Lesen dieser Worte, wie liebevoll es sein kann, sich in das Dunkle sinken zu lassen, ganz leer zu werden und damit Platz für das Licht zu machen. Magst du dir vielleicht noch zwei Tage Advent erlauben – dich nach Innen wenden, dich in die Geborgenheit der Dunkelheit sinken lassen, leer werden und dich überraschen lassen, wie Weihnachten und das Gefühl von Weihnachten in dich einströmen.
  Ich wünsche dir ein Weihnachten ohne Vorstellungen, dafür mit viel gelebter Wirklichkeit!
 
Essen das du wirklich schmeckst, Begegnungen die du wirklich spürst, Licht, das wirklich in dich einströmen kann.
 
Alles Liebe für dich!