eine Liebeserklärung an die Gehmeditation.
Es gibt ein Ritual, das mein Erleben des ganzen Tages verändert hat. Ich hätte es nie für möglich gehalten, wie ein paar Schritte jeden Morgen mich mit dem Leben, der Natur und mit mir selbst in Verbindung bringen. Ich begleite jeden Morgen unseren Sohn Raphael ein kleines Stück zur Schule, genieße mit ihm die frische Luft, kann ihn für ein paar Minuten wirklich wahrnehmen und wir verabschieden uns bei der Kreuzung. Dann biege ich allein in den Park ab. Mal gehe ich schnell in großen Schritten, weil sich mein Körper nach Bewegung sehnt. Mal gehe ich langsam Schritt für Schritt. Immer spüre ich dabei meinen Atem und erlaube meinem Geist nur kurze Ausflüge in die Zukunft oder Vergangenheit. Morgen für Morgen habe ich dadurch die Möglichkeit meinen Körper zu spüren, die Qualität des Tages zu erfahren und bewusst wahrzunehmen, wie sich die Natur mit den Jahreszeiten wandelt. Frisch und mit mir und meiner Umwelt verbunden, setze ich mich dann an meinen Schreibtisch oder bereite mich auf das erste Coaching vor. Diese Art der Gehmeditation lernte ich 2007 in meinem ersten vierwöchigen Aufenthalt in Plum Village (dem Praxiszentrum von Thich Nhat Hanh) kennen. Ich war überrascht, wie wenig Sitzmeditation wir dort übten und wie der Fokus auf das Gehen gelenkt wurde. Wir sollten jeden Schritt wirklich spüren und damit unseren Körper und Geist verbinden. Wir sollten nicht gehen um irgendwo anzukommen, sondern einfach nur gehen. Das war anfangs gar nicht so einfach. Wenn ich „schnell“ mal einen Tee holen wollte, oder die Schüssel zum Waschen meiner Kleidung, erinnerten mich die bewussten Schritte der Schwestern an meinen Körper und mein Gehen. Und so ließ ich mein Ziel los und spürte den Prozess des Gehens.
After Retreat 🙂
In meiner anschließenden Reise durch Südamerika erkundete ich Machu Picchu in Peru, die Strände von Venezuela und die Iguazu-Wasserfälle in Argentinien auf die gleiche Weise. Zu Hause angekommen, war es jedoch viel einfacher die Sitzmeditation, als die Gehmeditation zu integrieren. Viel zu stark war die Gewohnheitsenergie ein Ziel anzusteuern, mit meinen Gedanken die Zukunft zu besuchen oder in der Vergangenheit rumzuhängen. So entdeckte ich vor ein paar Jahren dieses morgendliche Ritual. Mein Geist gewöhnte sich durch die tägliche Wiederholung daran und nun ist mir Gehmeditation auch in anderen Situationen möglich. Auch wenn ich jetzt mal „schnell“ am Nachmittag ein paar Lebensmittel kaufen möchte, erinnern sich Körper und Geist daran und lassen mich in meinen Bewegungen ruhen. So wird mein Einkauf zum Spaziergang, auch wenn die Beine nicht ganz langsam gehen. Auch zu Hause erinnere ich mich daran, wenn ich morgens aus dem Bett steige und die ersten Schritte zum Badezimmer mache oder wenn ich mit meiner Tasse zum Wasserkoche gehe. Ich spüre meinen Körper und erlaube meinem Geist wirklich hier zu sein. Es ist so wunderschön! Vielleicht möchtest du auch diese wunderbare Art der Meditation für dich entdecken. Denke nicht lang darüber nach, sondern probiere es gleich bei deinem nächsten Gang aus. Jeder Weg, jede Geschwindigkeit, … ist dafür geeignet und es spielt keine Rolle, ob du in der Natur, in der Stadt oder in deiner Wohnung übst. Du wirst vielleicht herausfinden, dass es dir unter bestimmten Bedingungen leichter fällt, aber mach deine Gehmeditation nicht davon abhängig.Verabredung mit einem Stück des Weges
Thich Nhat Hanh rät uns, zu einer Verabredung mit einem Stück eines Weges in unserem Alltag. Z.B. auf dem Weg zum Auto jeden Schritt zu spüren, die Strecke zwischen Haustür und erster Kreuzung wahrzunehmen und bewusst gehen. Ich bin z.B. mit den Kellertreppen verabredet, die zu unserem Trockenraum und Kellerabteil führen. Groß ist die Versuchung, runterzuhuschen und mit den Gedanken, schon beim nächsten Event zu sein, aber es ist so erholsam und so wertvoll auch diese Zeit wirklich mit mir – in meinem Körper zu verbringen. Probier’s aus und lass mich wissen, wie es dir damit geht! Solltest du in einer Gruppe üben und deine Praxis vertiefen wollen, dann gibt’s im Herbst die Möglichkeit bei einem Wanderretreat in Tirol die wunderbaren Nonnen und Mönche des EIAB kennenzulernen und von ihnen zu lernen. Ich genieße das Beisammen sein mit ihnen immer sehr. Es nährt und vertieft meine Praxis auf eine sehr leichte, fröhliche, entspannte Weise. Ich freue mich schon sehr auf diese Tage und vielleicht lernen auch wir uns bei diesem Retreat besser kennen – das würde mich sehr freuen. Aber nun folgen alle wichtigen Infos und warte nicht zu lange mit der Anmeldung, da die Plätze begrenzt sind.
Wanderretreat in Tirol mit den Nonnen und Mönchen des EIAB
Datum: 11.-15.10.2017 Ort: Obernberger Jugend- und Seminarhaus des Alpenvereins (folge dem Link – hier findest du noch ein paar Infos) Vor ein paar Wochen besuchten wir das Haus und dabei entstanden ein paar Fotos:

