eine heilsame Gemeinschaft im Internet

04:45 Uhr – mein Wecker klingelt und mein Verstand reagiert mit vielen Einwänden: „Es ist so gemütlich im Bett! Praktiziere doch alleine – das ist doch auch gut!“ Es fallen ihm viele solcher Sätze ein und schlussendlich erklärt er mich für verrückt, um diese Zeit aufzustehen um mit der Online-Sangha zu praktizieren. Doch genau diese Gruppe lädt mich ein schon mit dem ersten Atemzug zu praktizieren und aufzustehen:

eine Gruppe, die trägt

Ich weiß, dass auch bei diesen wunderbaren Menschen der Wecker klingelt und wir gemeinsam achtsam diesen Tag beginnen möchten. Dieses Wissen verbindet uns schon vor unserem Treffen miteinander und noch deutlicher spürbar wird es zu Beginn der Live-Morgen-Session. Wir spüren einander, obwohl wir nicht in einem Raum sitzen. Jede/r von uns sitzt im eigenen Schlafzimmer, Meditationsraum oder vielleicht sogar Hotelzimmer und doch ist die kollektive Energie der Achtsamkeit so viel stärker, als wenn jede/r für sich meditieren würde. Vor der ersten Live-Session war mir mulmig zumute. Ich wusste nicht, ob ich seit Jahren einem Hirngespinst folgte, das niemanden in seiner/ihrer Praxis unterstützen würde. Doch Schritt für Schritt realisierte ich das innere Bild eines heilsamen Ortes im Internet – ein Online-Retreatzentrum.

Sehnsucht nach einer achtsamen Gemeinschaft

Mit meinem ersten Plum Village Aufenthalt im Jahr 2007 entstand in mir eine große Sehnsucht nach einer achtsamen Gemeinschaft im völlig normalen Alltag. Eine Sangha in München war so unterstützend. Jeden Mittwoch stärkten wir miteinander unsere Achtsamkeit und teilten die Freuden und Schwierigkeiten eines achtsamen Lebens. Doch mit unserem Umzug von München nach Hall in Tirol war ich ein paar Monate wie ein einsamer Tiger, der den Wald verlässt – um die Worte von Thay zu verwenden, wenn er über Praktizierende ohne Sangha spricht. Völlig unerwartet lernte ich jedoch Menschen kennen, die meine Sehnsucht nach einer Sangha teilten und so entstand vor über 4 Jahren die Sangha in Hall in Tirol. Diese wöchentlichen Treffen sind wundervoll: im gemeinsamen atmen, gehen, Tee trinken und austauschen erleben wir, wie uns die Sangha trägt. Doch mit der Zeit bemerkte ich, dass einige durch Geschäftsreisen, Geburten von Kindern, Krankheit… nicht regelmäßig teilnehmen können. Außerdem wuchs in uns der Wunsch, die Praxis nicht nur mittwochs miteinander zu erleben, sondern mitten in unserem Alltag.

Ein inneres Bild strebt nach Außen

So zeigten sich mir eines Nachmittags in einem Zustand zwischen Wachsein und „Mittagsschlaferl“ die vier Steinhäuschen des Online-Retreatzentrums: Heilung – Meditation – Alltag – Veränderung. Ich spürte seine stille, heilsame Energie mitten im trubeligen Internet. Täglich kehrte ich zu diesem inneren Bild zurück – kehrte im Zentrum ein, atmete und spürte es. Es fühlte sich wie ein eigenständiges Wesen an, das realisiert werden möchte. Es wollte realisiert und lebendig werden, jedoch nicht auf meine bisherige Art und Weise: nicht mit einer anstrengenden – beinahe angsteinflößenden – To-Do-Liste, nicht mit Perfektionismus und nicht im Alleingang. Sehr deutlich spürte ich meine Aufgaben, eine Plattform zu erstellen und meine Energie hineinfließen zu lassen – doch Leben und Wachsen würde das Zentrum durch die Gemeinschaft der Retreatteilnehmenden. Nur durch das gemeinsame Praktizieren und die Verbundenheit miteinander würde es die Form annehmen können, die für uns alle heilsam ist. Genau diese Art des Entstehens und Wachsens erlebte ich bei Festen in Plum Village und beim Aufbau des EIAB. Diese Art des Entstehens beeindruckte mich tief. Es brauchte Mut, die Häuschen nicht schon mit Inhalten (Audio-, Videoaufnahmen oder anderen hilfreichen Mitteln) zu (über-)füllen. Es brauchte Mut und Vertrauen in die Sangha und unser gemeinsames Praktizieren.

Wer und wie?

In den letzten Monaten ist eine wundervolle, kleine, heilsame Gemeinschaft entstanden. Viele von uns kennen sich und es fällt uns leicht einander zu vertrauen, uns einzulassen und zu öffnen. Die Teilnehmenden können sich auf die Art und Weise (z.B. bei den Live-Sessions oder im Begegnungsraum) einbringen, wie sie es möchten. Manch eine(r) hält sich lieber zurück, manche bereichern die Sangha mit ihren Erfahrungen und Fragen. Die Technik verlangt manchen Teilnehmenden am Anfang ein wenig Geduld ab. Doch wenn diese Anfangshürde bewältigt ist, erfreuen sie sich daran, dass ihnen das Online-Retreatzentrum rund um die Uhr und an jedem Ort zur Verfügung steht. Manche üben mit Begeisterung in der Früh das Anapanasati-Sutra und berühren die Erde mit Texten von Thay. Andere gönnen sich eine Tiefenentspannung in der Mittagspause. Am Abend praktiziere ich oft Stille-Meditation im Online-Retreatzentrum und bin mit der Sangha verbunden, auch wenn wir gerade keine Live-Session haben. Besonders liebe ich das gemeinsame Lernen der Gathas (kurze Verse). Schon vor Jahren habe ich mir vorgenommen mit den Gathas zu praktizieren, aber bin nie über 2 bis 3 Gathas hinausgekommen. Jetzt in der Gruppe, fällt es mir so viel leichter. Tiefe Dankbarkeit erfüllt mich, wenn ich dort verweile. Das Online-Retreatzentrum ist ein heilsamer Ort der Praxis. Ein Ort, der mich einlädt: „Lebe bewusst und auf eine tiefe Weise – mitten in deinem ganz normalen Alltag. Nicht im Alleingang – sondern gemeinsam.“

Stimmen aus der Online-Sangha:

„Die Gemeinschaft ist für mich mein Schatz geworden. Wenn ich mich in aller Früh einlogge, und dann sehe, wie alle langsam eintrudeln, muss ich grinsen. Die Vorstellung, dass wir geographisch gesehen weit voneinander entfernt sind, und JETZT alle gemeinsam sitzen hat etwas so beruhigendes. :)“ ~ Magdalena „Ich war zuerst einmal überrascht, was für eine Nähe online entstehen kann… Online fallen viele „Faktoren“ weg, die nicht selten mitbestimmen, ob man sich mit Menschen verbunden fühlt – Lebensumstände, Einstellungen, Beruf, Alter usw. Das, was Verbindung schafft ist ganz einfach das gemeinsame Mensch-Sein. Das ist wunderschön und eine große Bereicherung für mich.“ ~ eine junge Frau aus Innsbruck „Für mich ist es ein Anker der mir hilft am Weg zu bleiben und zu versuchen ein Leben in Achtsamkeit zu leben und wenn ich das Gefühl habe wieder etwas von diesem Weg abzukommen seid ihr alle es, die mir zeigen hier geht es lang. Es überrascht mich aber immer wieder aufs Neue wie sehr ich in den Live Sessions die gemeinsame Achtsamkeit spüre und welche Wirkung sie auf mich hat. Ich möchte diesen Ort nicht mehr missen.“ ~ Ulli Dieser Artikel wurde in der Intersein-Zeitschrift (Zeitschrift für achtsames Leben in der Dhyana-Tradition von Thich Nhat Hanh) in der 54. Ausgabe „Gemeinschaft“ veröffentlicht. Bist du dir der Kraft der Achtsamkeit bewussst, doch es gelingt dir oft nicht, diese Energie in deinem Alltag zu leben? Dann lass dich von einer Sangha (praktizierenden Gemeinschaft) unterstützen. Hier findest du alle Infos. Oder vielleicht möchtest du auch etwas Neues entstehen lassen, das dich selbst und andere inspiriert und bereichert… dann verbinde dich mit dem Neuen und geh‘ jeden Tag einen kleinen Schritt. Deine Gaben und Talente sind so wichtig für uns alle. Achtsamkeit hilft dir daraus einen liebevollen Weg zu machen. Ich wünsche dir viel Freude bei jedem Schritt! Alles Liebe!

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