einfach praktizieren

Vor einigen Jahren sprach ich mit einem Mönch aus Plum Village (das Praxiszentrum und zu Hause von Thich Nhat Hanh) über meine „Leiden“. Ich praktizierte nach meinem Empfinden schon sehr lange Achtsamkeit und so überraschte mich seine Antwort „Susanna, deine Achtsamkeit ist noch nicht stark genug!“ Diese Worte ließen mich ein paar Momente taumeln, doch dann lösten sie einen tiefen Drang in mir aus, tiefer zu gehen, „meine“ Achtsamkeit neu zu erforschen. Ich begann an der Basis mit Tiefenentspannung und grundlegender Praxis (atmen, gehen, essen,…).

Was ist einfach praktizieren?

da sein – im Moment sein – den Kopf und den Körper verbinden – dem Augenblick hingeben – anwesend sein… Bei welchem dieser Ausdrücke, bemerkst du, dass sich etwas löst? Dass du verstehst? Verwende diesen Ausdruck für dich und wechsle ihn, sobald er zu einem Hindernis wird. Du kannst dieses „da sein“ bei jeder Tätigkeit üben. Wenn du gehst, kochst, isst, dir das Gesicht wäschst… du wirst sofort die Wohltat der Praxis spüren. Tiefenentspannung gehört auch zur grundlegenden Praxis und ich hielt sie in meinen ersten Jahren für überflüssig, weil ich ja meditierte und Entspannung als Anfängerübung betrachtete ;-). Doch mit dieser Anfängerübung veränderten sich mein Alltag und meine Meditationspraxis grundlegend. Ich sank tiefer in meinen Körper und es fühlte sich so an, als würde meine Achtsamkeit vom Kopf in den Körper rutschen. Dies war eine völlig neue Ebene der Achtsamkeit für mich. Auch heute gibt es immer wieder Phasen in denen ich das Gefühl habe, Achtsamkeit überhaupt nicht „verstanden“ zu haben. Mittlerweile schrecken mich diese Phasen nicht mehr, weil ich weiß, dass es nun wieder an der Zeit ist, noch tiefer in die Praxis zu sinken. Vielmehr erschrecken mich heute Phasen, in denen ich das Gefühl habe, die Praxis „verstanden“ zu haben – dies ist für mich ein dringendes Zeichen einfach nur zu atmen, zu gehen und die Praxis wirklich zu spüren. Inspirierende Literatur und Gespräche sind in beiden Phasen sehr hilfreich, aber was wirklich in die Tiefe führt, ist die Praxis selbst: der Atem, das Gehen, das bewusste Essen, Duschen, Geschirrspülen – die Verbindung von Körper und Geist bei einfachen Tätigkeiten. Gemeinsames bewusstes Tun oder Sein weichen oft unsere verklebten Ansichten über Achtsamkeit oder unsere Unsicherheit auf und lässt uns wieder tiefer sinken. Egal, ob du gerade ganz am Anfang stehst oder schon jahrelang geübt bist, die grundlegende Praxis trägt dich Stück für Stück tiefer in dein Leben hinein. Ich freue mich so sehr, dass wir in den nächsten Monaten mit unserem Themenschwerpunkt „einfach praktizieren“ gemeinsam unsere persönliche Praxis erforschen und vertiefen. Gemeinsam tauchen wir Atemzug für Atemzug tiefer und lernen neue Ebenen der Achtsamkeit kennen. Dabei achten wir darauf, ob die Praxis unseren Alltag berührt (z.B. Gesundheit, Beziehungen, schwierige Situationen, alte Gewohnheiten,…) und wandelt.  

Wo kannst du tiefer tauchen?

Wanderretreat

Ein Höhepunkt (oder noch wahrer, wäre der Ausdruck: „Tiefpunkt“ – da wir tiefer tauchen) ist bestimmt das Wanderretreat Mitte Oktober (11.-15.10.). Mönche und Nonnen des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh besuchen uns in Tirol und unterstützen uns in unserer Praxis mit Dharma-Vorträgen und bewusstem Wandern, edlem Schweigen und heilsamen Gesprächen. Wir dürfen ihnen zuhören und Fragen stellen und allein die Kraft ihrer Achtsamkeit stärkt uns. Hier findest du mehr dazu.

Meditationsrunde

Auch in der Meditationsrunde steht die Erforschung und Vertiefung deiner persönlichen Praxis im Mittelpunkt. Wir üben miteinander nach dem Anapanasati Sutra (Sutra des bewussten Atmens) und teilen unsere Einsichten, Hindernisse und freudvollen Momente. Wir lassen Impulse in unseren Alltag einfließen und vertiefen damit nicht nur unsere Meditationspraxis sondern auch unser Leben. Es gibt viele organisatorische Vorbereitungen für das Retreat, was jedoch wirklich entscheidet, ist unsere Praxis – jeder/s Einzelnen und unserer Sangha als gesamtes. Schau mal hier rein.

sunday-morning-practices

Die sunday-morning-practices im November (19.11.) und Dezember (17.12.) stehen ganz im Zeichen deiner persönlichen Praxis. Wir „praktizieren einfach“ und betrachten, wie die Qualitäten „bedingungslose Freude und „Stille“ in uns aufsteigen. Diese Qualitäten sind natürliche Begleiterinnen der Praxis. Sie können nicht erzwungen werden, sondern erfüllen uns, wenn wir uns in die Achtsamkeit sinken lassen. Dabei erkennst du ein/zwei/drei 😉 Hindernisse, die sich dir im Alltag manchmal in den Weg stellen und sich diese Qualitäten nicht zeigen können. Hier findest du die genauen Beschreibungen.

Blog

Auch hier auf meinem Blog werde ich immer wieder von meinen Erfahrungen berichten… lass dich inspirieren und beginn sofort mit ein paar Atemzügen, die dich in deinen Körper führen. Stell mir Fragen, wenn Fragen auftauchen. Erzähl mir von deinen Erfahrungen. Ich freue mich so sehr auf diesen Herbst und Winter und bin sehr neugierig, wohin der Themenschwerpunkt uns führt. Alles Liebe

1 Gedanken zu “einfach praktizieren

  1. arno

    Wow – deine neue Webseite ist echt gelungen! Eine ware Freude darin zu stöbern und auf Entdeckungstour zu gehen. Auf das Online-Praxis-Center bin ich sehr gespannt!

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