Voll und gleichzeitig leer?

Fühlst du dich voll gestopft? Nein, ich meine nicht die Kekserl von Weihnachten und auch nicht das Silvester-Käsefondue :-). Diese Art des Zuviel, bemerken wir meistens recht schnell: die Hose zwickt und wir fühlen uns dumpf, schlapp, ohne Energie – einfach unwohl. Das Vollgestopft sein, das ich meine, bezieht sich auf deinen inneren Raum. Im letzten Blogbeitrag  erzählte ich dir vom Wahrnehmen des inneren und äußeren Raumes und der Stille, der wir dadurch begegnen. Heute möchte ich mit dir teilen, was du tun kannst, wenn du dich innerlich voll, unklar und vielleicht gleichzeitig leer fühlst.

Wie fühlt sich dein innerer Raum im Moment an?

Schließe kurz deine Augen und spüre dieser Frage nach: „Wie fühlt es sich in mir gerade an?“ Warm oder kalt, eng oder weit, hell oder dunkel, klar oder dumpf, voll und vielleicht gleichzeitig leer? Ich muss bei der letzten Aufzählung – voll und gleichzeitig leer – grinsen, da sie so paradox klingt. Aber vielleicht kennst du das Gefühl voll gestopft zu sein und gleichzeitig Leere zu spüren. Meistens erkennen wir erst mit Verzögerung, wenn unser innerer Raum voll und unklar ist. Aber wir reagieren genauso, wie bei zu viel Essen: wir fühlen uns dumpf, nicht „zwickig“ (wie bei der Hose) sondern eher zickig, sind schlapp und das was uns verlässt – in Form von Gedanken, Worten und Handlungen – entspricht diesem inneren Zustand. Ja genau, unsere Gedanken, Gefühle, Worte und Handlungen kommen aus unserem inneren Raum. Sie sind nicht der innere Raum. Der innere Raum ist vielmehr das, was immer unveränderlich ist.

Was füllt deinen inneren Raum?

Gedanken, Gefühlen, Gesprächen, Erlebnissen, Erfahrungen, Plänen, Sorgen,… füllen deinen inneren Raum, wenn du sie nicht durch dich hindurch ziehen lassen kannst, sondern etwas in dir an ihnen festhält. Du kannst dir deinen inneren Raum, wie ein Zimmer vorstellen: Gedanken, Gefühle, Worte und Handlungen ziehen wie der Wind durch dieses Zimmer oder füllen ihn wie Möbel und Gegenstände. Mal bleibt etwas in der Ecke hängen oder baut sich in der Mitte auf. Der Raum bleibt unverändert, egal was durch ihn hindurch“geht“. In unserem Alltag ist dieser Raum oft voll gestopft: Gedanken türmen sich auf. Gefühle brausen wie Wirbelstürme durch den Raum und stagnieren schließlich in einer Ecke. Die Vergangenheit und Zukunft belagern große Flächen. Gespräche, Filme, Zeitschriften, Werbung,… kleben an den Wänden. Gewohnheitsenergie hängt muffig in der Luft. ein mulmiges Gefühl beim „Betreten“ des inneren Raumes? Der Zustand des voll gestopften inneren Raumes ist unangenehm – deshalb machen wir meist einen großen Bogen um ihn herum. Ist mein innerer Raum unklar und voll, dann greife ich nach mehr Dingen um ihn noch mehr zu füllen. Ich schau mal kurz auf’s Handy und finde mich auf Facebook wieder oder lese E-Mails. Fällt dir manchmal auf, dass du nach einem anstrengenden, vollen Tag am liebsten zur Fernbedienung greifst und dich berieseln und füllen lässt? Computerspiele, Zeitschriften, Chats,… erfüllen den gleichen Zweck. Paradoxerweise stopfen wir zusätzlich etwas in uns rein, obwohl wir schon übervoll sind. Wir wandeln wie eine voll gestopfte Schublade durch die Tage 😉 und wundern uns, warum wir schlecht gelaunt, lustlos und ohne Freude immer im selben Trott rumlaufen. Vielleicht wird dir schon ganz bang, weil du denkst, dass du all‘ die Türme, Stagnationen, den vermüllten Boden, die beklebten Wände und die stickige Luft,… bearbeiten, aufräumen, abschließen oder rausschmeißen musst. Klingt nach viel, viel Arbeit – anstrengend wie bei einem Umzug.

Klärung deines inneren Raumes

Die Klärung des inneren Raumes ist nicht anstrengend – vielmehr genüsslich. Der Zustand des vollgestopften inneren Raumes ist unangenehm. Das Eingestehen und Wahrnehmen des vollgestopft seins und die Angst vor der darunter liegenden Leere ist auch unangenehm.
Doch der Entschluss sich hinzusetzen, die Hand auf den Bauch zu legen, und sich selbst zu sagen: „Ich bin jetzt für dich da! Und dann einfach zu atmen. – dieser Entschluss, dieser Akt – ist befreiend.
 
Das Schöne am Klären des inneren Raumes ist, dass du nicht herum räumen, ordnen und arbeiten musst. Dein Atem fegt sanft durch ihn hindurch. Er kommt in jede Ecke. Klärt den ganzen Raum mit Leichtigkeit und völlig ohne Anstrengung. Vielleicht bemerkst du beim Atmen, dass es eine Wunde gibt um die du dich kümmern solltest. Aber auch dies ist kein Drama. Dein Atem (nicht deine Gedanken) wendet sich dieser Stelle zu und umsorgt sie voller Liebe. Es ist so wunderbar jeden Tag den inneren Raum zu betreten und ihn klar, angenehm, friedlich werden zu lassen. Es braucht oft nur ein paar Minuten bis du bemerkst, wie du wieder mehr Raum hast. Du ahnst es bestimmt: Dieser klare Raum, fühlt sich nicht leer an. Im Gegenteil: hier erfahren wir wohlige Verbundenheit und Fülle, die uns kein Mail, kein Videospiel, keine Schokolade und auch keine andere Person geben kann. Wir klären und leeren den inneren Raum und erfahren Verbundenheit und Fülle.

klarer Raum im Alltag

Kannst du dich an die Freude erinnern, als du das letzte Mal ein Zimmer oder eine Schublade aufgeräumt und jedem Ding seinen Platz gegeben hast? Ja, neu gewonnener Raum schenkt Freude. Und vielleicht hast du auch danach darauf geachtet, dass diese Ordnung bleibt. Meist häufen sich nach so einer Aktion nicht mehr so schnell, unbearbeitete Stapel an – es fällt viel leichter, die Dinge „richtig“ aufzuräumen. Genauso ist es mit deinem klaren, inneren Raum: Er freut dich und du lässt auch im Alltag weniger deinen inneren Raum vollstellen. Du wirst bemerken, welche Gespräche, Medien, Gedanken,… deinen Raum unklar machen und du kümmerst dich darum, damit sie deinen inneren Raum nicht verschmutzen. Bewusstheit für deinen inneren Raum ist geboren.

von Innen nach Außen

Diese Bewusstheit ist ein Geschenk für dich selbst. Doch auch für alle Menschen, die dich umgeben: Aus diesem klaren, inneren Raum fließen neue Gedanken, Worte und Handlungen. Aus diesem klaren, inneren Raum fließen deine Gedanken, Worte und Handlungen. Genau wie ein Umzug oder eine Umräumaktion gemeinsam leichter fällt, widmen wir uns in den nächsten vier Monaten gemeinsam unserem inneren Raum – klären ihn mit Achtsamkeit und lassen neue Gedanken, Worte und Handlungen aus ihm fließen.

Magst du dabei sein?

Hier findest du die Infos zu unserer Reise und kannst dich anmelden. Es gibt noch wenige Plätze. Wir üben in der Meditationsrunde und vertiefen in den sunday morning practices. Du kannst ab und zu dabei sein oder mit einem klaren Entschluss die ganze Reise mitmachen. Ich freue mich auf diese gemeinsame Zeit. In mir hat das Thema schon so viel bewegt. Dankbar bin ich dafür. Wie geht’s dir mit dem Thema Fülle und Leere? Ich lese so gern von dir! Alles Liebe