„Was haben meine Teilnehmenden davon,
wenn sie sich 4 oder manchmal 6/7 Stunden
einem Thema und der Achtsamkeit widmen?“
Foto: Manfred Stromberg
alte Überzeugungen erkennen
Das Wanderretreat in Obernberg am Brenner war unbeschreiblich schön und die Zeit mit Thay Phap An, Sister Song Nghiem und anderen Mönchen und Nonnen des EIAB kaum in Worte zu fassen. Paradoxerweise erlebten wir Leichtigkeit, Freude und unbeschwertes Glück in den so massiven, stabilen und festen Bergen. Nix von Härte, die uns TirolerInnen oft nachgesagt und die ich schon häufig erlebt habe – auch wenn sich alte „Wanderweisheiten“ zeigten. Vietnamesische Mönche und Nonnen haben ein völlig anderes Verständnis von Wanderungen, als unsereins. Z.B. geht der/die TirolerIn in der Früh in die Berg‘, gejausnet wird erst, wenn der anstrengendste Teil der Wanderung geschafft ist und es braucht gscheite Schuh‘. Ich hatte die Aufgabe voraus zu gehen und bemerkte, wie ich bei der ersten Wanderung ein ziemliches Tempo vorgab und in meinem Inneren, Worte aus meiner Kindheit hörte: nicht stehenbleiben, im Rhythmus bleiben, stetig weitergehen und auch leichten Druck spürte. Erleichtert hörte ich Thay Phap An nach der ersten Pause sagen: „Wir können auch stehen bleiben und die Landschaft genießen. Das ist eine Art der Meditation.“ Die Bürde der Tirolerin wurde mir dadurch abgenommen ;-).
Foto: Manfred Stromberg
Foto: Manfred Stromberg
Unsicherheit
Um Sicherheit bzw. Unsicherheit geht es auch in der zweiten Erfahrung im Wanderretreat, die ich mit dir teilen möchte. Erinnerst du dich daran, als du das letzte Mal in einer neuen Gruppe warst? Wie ging es dir dabei? Kannst du dich an das leicht unsichere Gefühl erinnern, das wir oft verspüren, wenn wir uns auf neue Leute und Situationen einlassen? Für einige der Teilnehmenden war die Erfahrung eines Retreats, der Umgang mit buddhistischen Nonnen und Mönchen und der Ablauf recht neu. Ich spürte ihre Unsicherheit und ihr Bedürfnis nach Informationen und Halt durch Worte. Wenn ich normalerweise Workshops gebe, komme ich diesem Bedürfnis sofort nach und gebe Orientierung. In diesem Rahmen und auch durch die noble silence – edles Schweigen (v.a. abends und morgens) konnte ich dem, nicht wie gewohnt, nachkommen… wie wunderbar! Denn so hatten wir die Möglichkeit wieder einmal dieses Gefühl zu erfahren. Den Zauber des Anfangs. Die Möglichkeit zu spüren, wie es ist, wenn man etwas Neues wagt. Unser Verstand sucht nach Halt, Kontrolle, sicher sein… aber das Leben ist ein Fließen, Ungewissheit und völlig neu in jedem Moment. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!“ Doch wir wollen diesen Zauber nicht… wir wollen den Anfang nicht – wir wollen gleich angekommen sein. Wir wollen den Zauber der Ungewissheit nicht, sondern wollen alles gleich wissen, sicher sein und unter Kontrolle haben. Begegne heute etwas Neuem, bei dem du dir nicht ganz sicher bist. Spüre dieses sanfte Kribbeln, Ziehen in der Magengrube und wisse, es ist nichts falsch an dir… es ist völlig normal zu Beginn unsicher zu sein. Jaaaa, wage das Neue und lerne diesen Zauber des Anfangs ganz neu kennen. Foto: Manfred StrombergWage es inne zu halten,
ruhig zu werden
tief in dein Leben zu schauen und
zu verstehen.
So geschieht Veränderung
nachhaltig – ohne Druck
in der Einheit von Körper, Gefühlen und Geist.
Genau in der Situation,
in der du gerade bist.
Mit Liebe!
P.S. Vielen herzlichen Dank an unseren wunderbaren Fotografen Manfred Stromberg, der so einfühlsam die Tage des Wanderretreats in Bildern festhielt.
Hier die Links zu den beiden letzten sunday morning practices in diesem Jahr:
https://susannamuehlbacher.com/produkt/sunday-morning-practice-bedingungslose-freude/
https://susannamuehlbacher.com/produkt/sunday-morning-practice-stille/
Hi Susanna! Wie immer wunderbare Worte mit unglaublicher Klarheit! Und Gratulation an Manfred für die stimmungsvollen Fotos !
Hi lieber Titus, so schön, dir hier zu begegnen. Danke dir! Jaaaa, so wunderbare Fotos! Am Mittwoch schauen wir sie uns gemeinsam an. Hoffe, du bist dabei.
Alles Liebe! Susanna